17.06.2004
livriert
Wortart: Adjektiv

Im Studium war ich oft im schönen Wien. Dort gibt es bekanntlich Kaffeehäuser. Und darin findet man sie ab und an noch: livrierte Kellner. Dieses schöne Adjektiv kommt von frz. „livrer“ und meint „geliefert“, also vom Dienstherrn gestellt.
Livriert waren früher oft die Diener und „Lakaien“ am Hof und in Hotels.
Obacht: In Wien ist definitiv niemand ein Lakai, der ein Livree trägt!! Ich saß seinerzeit am Kaffeehaustisch, als nach langer Zeit ein livrierter Herr mit Silbertablett vor mir stand und meinte: „Belieben?“
Ich: „Hätten Sie vielleicht eine Getränkekarte für mich?“
Der Kellner musterte mich abschätzig von oben bis unten und meinte dann im breitesten Wienerisch: „Viellääicht“.
Abgang.
Die Karte flog Ewigkeiten später aus zwei Metern Entfernung auf meinen Tisch. Ich bestellte eine Wiener Melange und legte mit zitternden Fingern ein üppiges Trinkgeld aufs Tablett. Aus lauter Angst vorm Lakai im Livree. Oh je.
Illu by Esther Uhl
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Über den Autor
Manche Menschen sammeln Dinge, z. B. Briefmarken, gebrauchte Unterhosen, Faultierbabybilder. Andere erstellen gern Listen: mit UFO-Sichtungen in New Mexico, den höchsten je gemeldeten Wasserständen in Castrop-Rauxel oder verpassten Chancen 1998.
Ich kombiniere beides: Dinge sammeln, in meinem Fall Wörter, und sie in einem Blog festhalten. Herzlich willkommen im WORD NERD BLOG!